Glossar

Globaler Süden – Globaler Norden
Die Bezeichnungen Globaler Süden und Globaler Norden sind nicht geografisch gemeint, sondern meinen gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Positionierungen in der Welt. Der Begriff „Globaler Süden“ beschreibt eine im globalen Gefüge benachteiligte Position, der „Globale Norden“ eine bevorzugte Position. Diese Einteilung schließt auch die unterschiedlichen Erfahrungen mit Ausbeutung und Kolonialismus ein: Globaler Süden als Ausgebeutete und als Globaler Norden als Profitierende. Auch in den Ländern des Globalen Südens gibt es Menschen, die die Privilegien des Globalen Nordens genießen, zum Beispiel wirtschaftlich und/oder politisch herrschende Menschen.

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Kolonialismus
Mit Kolonialismus wird meist eine Epoche bezeichnet, in der europäische Mächte sich Land und Menschen anderer Erdteile aneigneten, häufig um sich Zugang zu Bodenschätzen, Ressourcen, Land zu sichern. Sie wollten z. B. Zugang zu Gold oder Diamanten oder billig Kaffee, Tee, Gewürze und Pflanzen wie Gemüse und Früchte anbauen bzw. erwerben, um diese dann teuer weiter zu verkaufen v. a. in die Heimatländer. 1492 betrat Christoph Kolumbus für die spanische Krone zum ersten Mal die Amerikas, wodurch die Kolonialisierung in Gang gesetzt wurde. Mit der Herrschaft über Land und Menschen ging auch eine Gesinnung von Zivilisierungsstufen und Rassenhierarchie einher. Europäische Menschen stellten sich über andere Menschen und vertrieben, versklavten, verschleppten oder vernichteten sie. Weltweit wehrten sich Menschen gegen die Kolonisator*innen, gegen die strukturelle Ausbeutung und die brutale Machtpolitik. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914) lebten mehr als die Hälfte aller Menschen in so genannten Kolonien. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) gaben die europäischen Staaten die Kolonien sukzessive frei. Bis heute zeigen sich Aus-wirkungen der Kolonialzeit in Wirtschaft und Handel, in Politik, Gesellschaft und Gesellschaften, in Beziehungen zwischen Menschen und auch in jeder/m Einzelnen.

Rassismus
„Rassismus ist eine Herrschaftsform und Ideologie, die Menschen in die Gruppen „Wir“ und die davon abweichenden „Anderen“ einteilt. Er dient der Sicherung von Interessen und Vorteilen der „Wir“-Gruppe. In Deutschland hat Rassismus eine lange Geschichte, die bis zur Beteiligung Brandenburg-Preußens am transatlantischen Versklavungshandel zurückreicht.
Um eine Unterscheidung zwischen den konstruierten Gruppen zu rechtfertigen, wird unterstellt, dass die Angehörigen einer Gruppe bestimmte Eigenschaften teilen. Während die „Wir“-Gruppe sich z. B. als „fortschrittlich” und „zivilisiert” sieht, was positiv bewertet wird, schreibt sie der Gruppe der „Anderen“ zu, „unterentwickelt” und „primitiv” zu sein, was negativ bewertet wird. Die willkürlich zugeschriebenen Eigenschaften dienten schon während der Kolonialzeit als Legitimation für Ausbeutung und Besetzung.
Josephine Apraku, Institut für diskriminierungskritische Bildung, Stadttour zu unfreier Arbeit und Rassismus, https://de.actionbound.com/bound/unfreie-arbeit

Versklavung
Mit dem Prozess der Versklavung entrechtet ein Mensch einen anderen. Er beraubt ihn der Freiheit, bringt ihn unter seine Gewalt und in seine Abhängigkeit, macht ihn zu seinem „Eigentum“. Bereits im Ägypten des Altertums oder im Römischen Reich war die Versklavung verbreitet. Besonders die koloniale Versklavung ist geprägt vom finanziell verwertbar Machen von Menschen. Sie ist eng mit der globalen Geschichte des Kapitalismus, Rassismus und Widerstands gegen Versklavung verbunden. Mit der Kolonialisierung wurden die Amerikas nach und nach von europäischen Mächten in Besitz genommen. Die Besatzer*innen versklavten die indigene Bevölkerung der Karibik und der Amerikas. Viele starben unter den unmenschlichen Bedingungen der Zwangsarbeit auf den Feldern oder den Minen oder durch eingeschleppte Krankheiten wie Masern oder Pocken. Im 16. Jahrhundert begann der transatlantische Versklavungshandel zwischen Afrika und Nord- und Südamerika bzw. der Karibik. Dabei wurden versklavte Menschen aus afrikanischen Ländern auf portugiesischen Schiffen verschleppt und in Ländern der Amerikas wie Ware an andere Menschen verkauft. Geschätzte 17 bis 40 Millionen Afrikaner*innen wurden in fast 400 Jahren versklavt und verschleppt und zur Arbeit gezwungen, z. B. auf Zuckerrohr- oder Reisplantagen. Geschätzte 15 % überlebten die Schifffahrt unter katastrophalen Bedingungen nicht. Je nach Definition des Begriffs leben auch heute trotz Abschaffung weltweit zwischen 12 und 250 Millionen Menschen in Versklavung oder versklavungsähnlichen Bedingungen, z. B. Schuldknechtschaft, Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, erzwungene Kinderarbeit oder Zwangs- und Kinderheirat.

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Videos

Videos diskutieren die globale Geschichte von Pflanzen, heutige postkoloniale Produktionsverhältnisse und welche Alternativen es zu postkolonialer Ausbeutung geben könnte.

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Bildungsmaterial

Wir stellen Bildungsmaterial zur Verfügung, mit dem die globale Geschichte unserer Nahrung thematisiert und postkoloniale Kontinuitäten diskutiert werden können.

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Recherchebericht

Rechercheberichte beleuchten und diskutieren ausführlich die Globalgeschichte von Zuckerrohr, Ölpalme und Co.

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