Held*innen für gerechte Landwirtschaft
In der Kolonialzeit wurden Länder des Globalen Südens ausgebeutet, Land wurde unrechtmäßig enteignet, Menschen wurden verschleppt und versklavt. Bis heute findet Landraub im großen Stil in Lateinamerika, Afrika und Asien statt. Bis heute gibt es globalen und lokalen Widerstand gegen die Entrechtung der betroffenen Menschen und der Natur. Viele Menschen setzen sich heldenhaft für Globale Gerechtigkeit ein.
Multinationale Grosskonzerne
Handel, Transport und Verarbeitung von Mais, Reis, Weizen, Zuckerrohr und Co. werden heute von wenigen Konzernen dominiert, deren Marktanteil bei über 70 Prozent liegt. Dazu gehören: die sogenannte „ABCD-Gruppe“, bestehend aus den US-amerikanischen Unternehmen Archer Daniels Midland, Bunge und Cargill sowie der niederländischen Louis Dreyfus Company; außerdem Monsanto (wurde vor kurzem von Bayer übernommen), Pioneer und Dow DuPont (USA); Syngenta (Schweiz); BASF und Bayer (Deutschland); Cofco (China). Mit über 50 Prozent Marktanteil dominieren 50 Lebensmittelkonzerne die Lebensmittelproduktion, darunter: Unilever (Niederlande); Nestlé (Schweiz); Danone (Frankreich); Mars, General Mills, Kraft Heinz und Mondelez (USA).
Durch Landraub sichern sich multinationale Großkonzerne mithilfe von Kauf- oder Pachtverträgen große Flächen an Land in Ländern des Globalen Südens. Das kostbare Land wird von den Großkonzernen zum Anbau von Nahrungsmitteln oder von Pflanzen für die Spritgewinnung genutzt. Die Erträge werden nach der Ernte aus dem Herkunftsland exportiert, um von den Großkonzernen verarbeitet und verkauft zu werden. Davon profitieren die Länder des Globalen Nordens.
Die Großkonzerne bauen oft nur eine Pflanzensorte an, sog. Monokulturen, weil diese Anbauweise am meisten Geld bringt. Das Saatgut der Monokulturen ist oft für besonders hohe Erträge gezüchtet oder sogar genetisch verändert, um noch mehr ernten zu können. Dieses Saatgut hält Krankheiten und wechselnden Wetterbedingungen nicht so gut stand wie regionales Saatgut. Hoch giftige Pestizide und Dünger werden vorsorglich auf alle Pflanzen aufgebracht. Diese chemischen Produkte schaden den Meschen, die vor Ort leben, weil diese Gifte auch ins Wasser und in die Luft gelangen. Die Menschen erkranken an den Pestiziden.
Diese ausbeuterische Landwirtschaft trifft die Natur und die Menschen. Die Böden gehen durch die Anpflanzung von Monokulturen kaputt. Durch die Pestizide und den Dünger werden Boden und Grundwasser verunreinigt.
Aufgrund der Marktmacht haben die Großkonzerne weltweiten Einfluss auf Politikprozesse und auf unzählige Menschenleben. In diversen Unterfirmen und Subgruppen beschäftigen sie Abertausende Menschen und konzentrieren über Generationen hinweg die enormen Gewinne in wenigen Händen.
Pestizide und Düngemittel
Damit Pflanzen sich nicht mit Pflanzenkrankheiten anstecken, nutzt die industrielle Landwirtschaft Pestizide. Am Häufigsten werden Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel) gegen ungewünschtes Unkraut, Insektizide gegen Insekten und Fungizide gegen Pilzkrankheiten verwendet.
Auch chemische Düngemittel kommen beim Anbau von Monokulturen zum Einsatz, da die Pflanzen einer Sorte alle die gleichen Nährstoffe aus dem Boden ziehen und der Boden zusätzliche Nährstoffe braucht.
Neben Monokulturen kommen aber auch in anderen landwirtschaftlichen Anbauformen, wie dem Biolandbau oder kleinbäuerlichen Mischkulturen Düngemittel vor. Chemische Pestizide sind im Biolandbau allerdings nicht erlaubt. Denn zweifelsohne stellen Pestizide und Düngemittel eine Gefahr für Umwelt und Mensch dar. Mehr dazu unter „Gefahren durch Pestizide und Düngemittel“.
→ Gefahren durch Pestizide und Düngemittel
Ernährungssouveränität
Auf dem Welternährungsgipfel 1996 in Rom wurde so der Begriff der Ernährungssouveränität geprägt. Maßgeblich beteiligt war daran „La Via Campesina“ als weltweite Kleinbäuer*innenbewegung. Ernährungssouveränität ist die selbstbestimmte (regionale) Produktion von Lebensmitteln und die Sicherung der Anbauflächen. Denn die Versorgung mit angemessener Nahrung ist ein Menschenrecht.
Was ist das Problem?
- Landgrabbing: Die versteckte Inbesitznahme von Land durch Landgrabbing. Eine meist illegale Aneignung von Land, insbesondere von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen.
- Produktion von Cash Crops: Produkte aus der Landwirtschaft, beispielsweise Bananen oder Kaffee, die nur für den internationalen Markt erzeugt wurden und nicht der Selbstversorgung der Bäuer*innen und des Landes dienen, sog. Exportfrüchte.
- Flex Crops: Produkte aus der Landwirtschaft, die als Nahrungsmittel, Futtermittel, Treibstoff oder Industriematerial verwendet werden können.
Forderung: Kleine landwirtschaftliche Produzent*innen sollen Zugang zu Wasser, Saatgut und Land erhalten und hauptsächlich für die lokale Nahrungsmittelproduktion Pflanzen anbauen.
Weltweit kämpfen viele Menschen für Ernährungssouveränität und fordern politisch mehr Mitspracherechte im Hinblick auf Nahrungsmittel.
Videos
Videos diskutieren die globale Geschichte von Pflanzen, heutige postkoloniale Produktionsverhältnisse und welche Alternativen es zu postkolonialer Ausbeutung geben könnte.
Bildungsmaterial
Wir stellen Bildungsmaterial zur Verfügung, mit dem die globale Geschichte unserer Nahrung thematisiert und postkoloniale Kontinuitäten diskutiert werden können.
Wanderausstellung
Eine Wanderausstellung bringt aktuelle problematische Verhältnisse wie unmenschliche Arbeitsbedingungen oder Ressourcenausbeutung in Ländern des „Globalen Südens“ in einen geschichtlichen Zusammenhang, z. B. zu Kolonialisierung.