Weizen
Weizen ist weltweit das zweitwichtigste Getreide. Die Pflanze wird hauptsächlich als Nahrungsmittel genutzt und hat als Grundnahrungsmittel eine große Bedeutung für die Weltbevölkerung. Auch als Futtermittel und in der Industrie wird sie verwendet, zum Beispiel in Form von Bioethanol für Kraftstoff, Alkohol oder Kleister. Länder wie Ägypten, Indonesien oder Algerien sind stark vom Import abhängig. Die schwankenden Weltmarktpreise und Erntemengen haben einen großen Einfluss auf die Ernährungssituation weiter Teile der Weltbevölkerung. mehr
Der so genannte fruchtbare Halbmond, ein Gebiet im Nahen und Mittleren Osten, gilt als Geburtsstätte des modernen Weizens. Schon vor über 10.000 Jahren wurde das Getreide als erste Kulturpflanze mit der Gerste domestiziert. Migrationsbewegungen der Menschen verbreiteten das Getreide in den Osten bis nach China, in den Westen bis nach Zentral- und Südosteuropa und nach Süden in das alte Ägypten. Schon vor 8.000 Jahren wurde mit Weizen gehandelt.
Die europäische Kolonialpolitik brachte den Weizen in die Amerikas. Vor 500 Jahren mussten in den spanisch und portugiesisch kolonisierten Gebieten wahrscheinlich versklavte Menschen den ersten Weizen anpflanzen.
Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurde auf den „Haciendas“ in den Amerikas, Gutshöfe im Besitz von Kolonisator*innen und ihrer Nachfahr*innen, Weizen angebaut. Die Arbeit wurde von unfreien Arbeiter*innen und Tagelöhner*innen erbracht, Bäuerinnen* erhielten Felder und mussten einen Teil ihrer Ernte abgeben. Indigene und in weit aus geringerem Umfang auch vom afrikanischen Kontinent verschleppte Schwarze Menschen wurden von der weißen Elite zu diesen Arbeitsverhältnissen gezwungen.
In die heutige USA und Kanada kam das Getreide vor 200 Jahren mit der kolonialen Besetzung durch die spanische, britische und französische Krone. Die Kolonialisierung hatte eine Dezimierung der Native Americans zur Folge. Nach nur 100 Jahren wurde die Bevölkerung auf nur noch ca. 10 Prozent der ursprünglichen Größe reduziert. Vor 100 Jahren wurde der erste Weizen in Australien von den europäischen Kolonisator*innen angebaut.
Historische Held*innen zum Weizen
Die weiten Flächen Südamerikas eignen sich gut zum Weizenanbau. Doch die Mapuche welche seit Jahrhunderten in dieser Region lebten, ließen sich die Flächen nicht einfach wegnehmen. Die erste große Rebellion wurde von Kallfülikan und seinem Stellvertreter Leftraru angeführt.
Kallfülikan
Über drei Jahrhunderte hinweg widersetzten sich mehrere Gruppen der indigenen Mapuche im Gebiet um Chile der spanischen Besetzung und Versklavung. Die Periode wird als Arauko-Krieg bezeichnet, da die Spanier*innen die Mapuche als „Araukaner*innen“ bezeichneten.
In diesem Zeitraum, von etwa 1536 bis 1810, wechselten sich Phasen des relativen Friedens und der kriegerischen Auseinandersetzung ab. Der Aufstand vollzog sich in mehreren großen Rebellionsphasen. Die erste große Rebellion wurde von Kallfülikan und seinem Stellvertreter Leftraru angeführt. Der Name Kallfülikan, auch als Caupolicán bekannt, bedeutet in der indigenen Sprache Mapudungun „blauer Feuerstein“. Kallfülikan kämpfte seit seiner Jugend im Süden des heutigen Chile gegen die spanischen Kolonisator*innen. Er war ein tapferer Krieger, der sich in entscheidenden Schlachten einen Namen machte und bis heute als Symbol des Widerstandes gilt. Sein Leben und seine Taten wurden von vielen Dichtern besungen. Noch heute sprechen zwischen 85.000 und 260.000 Menschen in Argentinien und Chile, hauptsächlich Mapuche, die mittlerweile gefährdete Sprache Mapudungun.
Leftraru
Lautaro, Leftraru in der Sprache der Mapuche, wurde 1546 von der spanischen Besatzung gefangen genommen, konnte sich aber fünf Jahre später befreien. Als ehemaliger Stallmeister eines spanischen Soldaten und Kolonisators verfügte Lautaro über wichtiges Insider-Wissen zu spanischen Militärstrategien und -taktiken. So wurde er zum Stellvertreter des großen Mapuche Anführers Kallfülikan.
Mit 6.000 Kämpfern zerstörte er die Forts von Arauco und Tucapel. Zwischen 1554 und 57 führten Kallfülikan und Leftraru, teils gemeinsam mit dem Anführer Colo Colo, mehrere siegreiche Schlachten an, zum Beispiel in Marihueno und Concepción. Der lange und erbitterte Widerstandskampf war im Wesentlichen siegreich.
Im Jahr 1641 erkannte Spanien eine unabhängige Mapuche-Nation an – ein einzigartiges Ereignis in der Geschichte der indigenen Gruppen Südamerikas. Erst 1881 wurde die Mapuche-Nation unfreiwillig in das nun unabhängige Chile eingegliedert.
Viele Anführer*innen der Mapuche werden in Denkmälern, Straßennamen oder Versromanen geehrt. Auch Fußballclubs wurden entsprechend benannt, z. B. der chilenische Verein Club Social y Deportivo Colo-Colo.
Videos
Videos diskutieren Kolonialismus, Kolonialrassismus, heutige postkoloniale Produktionsverhältnisse und welche Alternativen es zu postkolonialer Ausbeutung geben könnte.
Bildungsmaterial
Bildungsmaterial zeigt, wie zu Weizen und Kolonialismus mit interaktiven Methoden gearbeitet und diskutiert werden kann.
Recherchebericht
Ein Bericht recherchiert und beleuchtet ausführlich die Globalgeschichte von Weizen.